10

10. Tag

Ich habe es immer gesagt: ein freundliches Wort von der Ehefrau am Morgen bringt den ganzen Tag Glück! Brigitte hat mir einen guten Morgen gewünscht und schon klappte heute alles! Das Frühstückbuffet war einfach Klasse. Es war alles da und meinetwegen wurde sogar der Nescafé hervorgekramt. Naja, richtiges Brot gab es nicht aber ansonsten war alles den 3-4 Sternen angemessen. Ich traue dem Sonnenschein nicht und ziehe mir beim ersten Tankstopp das Winterfutter in die Kombi. Alles richtig gemacht, wie sich später zeigt. In der Näher von Trazon beginnen die Verkehrskontrollen. Ich werde (zu Recht) herausgewunken. Nach einem Blick auf das Nummernschild werde ich weitergeschickt. Jetzt fahre ich zwar immer noch türkisch, aber nich mehr so schnell. Die Straße schlängelt sich hier überall zwischen dem Strand und der Stadt entlang. Badestrände gibt es nicht weil gleich hinter der Strasse die Berge anfangen. Gestern habe ich Felder für Reis(?) oder Hirse in den Bergen gesehen, heute entdecke ich Tee an den Berghängen. Ca. 80 km vor der Grenze verengt sich die Straße von 3 Spuren auf 2 und dann auf eine Spur je Fahrtrichtung. LKW stehen am Straßenrand und verstopfen die wenigen Orte. In den Orten wie groß auch immer, immer das gleiche Bild: vermummte Frauen, alte Männer, irgendwelche Buden oder Garagen in denen etwas feilgeboten wird, junge Leute die sich langweilen.

An der Grenze das totale Chaos. Auf Autos oder gar Motorräder ist man nicht vorbereitet. Nur mit Hilfe finde ich den richtigen Grenzbeamten. 

Auf georgischer Seite befinden sich riesige Kontrollhallen für autos und LKW. Natürlich habe ich wie immer: „Nothing to declare“ und fahre gleich zur Abfertigung. Die Dame will zusätzlich meine Fahrerlaubnis sehen und meinen Impfstatus. Bei der Durchleuchtung beim Zoll erregt mein „Sommerhelm“ Interesse. Aber nach einer kurzen Erklärung werde ich entlassen. 

Warum gleichen sich muslimische Länder immer so? Ich komme nach Georgien, einem total christlichen Land und habe Mühe, Müll am Straßenrand zu entdecken. Sauber gekleidete Menschen begegnen mir, wie in Rumänien oder anderswo in Europa. Bettelei (ich sehe es nur einmal) ist kein Beruf sondern man ist durch ein Raster gefallen und man tut es sichtlich ungern. Die Waren der Händler sind akkurat aufgereiht und sehen nicht aus, als wenn sie vom Großvater geerbt wurden. Früchte werden in Maßen angeboten und echte Volkskunst statt China-Import an vielen Ständen. Der Autoverkehr ist chaotisch, die Zahl der Fahrzeuge hat sich verdreifacht, die Zahl der Fahrspuren von 3 auf eine gesunken. Man wird trotz des chaotischen Fahrstils als Motorradfahrer geachtet. Niemand spielt während der Fahrt mit dem Handy oder meint alleine auf der Straße zu sein. Automatisch fahre ich vorsichtiger, defensiver und halte mich an Regeln. Kurz vor Tiblissi wird gebaut. Weil das Land sehr bergig ist werden Tunnel gebohrt und Viadukte gebaut wie ich es zuvor noch nie gesehen habe. Über 100 km eine einzige Baustelle, an der auch um 18 Uhr noch gearbeitet wird, aber auch an anderen Stellen nimmt die Autobahn Gestalt an.

Die Parkplatzsituation vor dem deutschen Hotel „Kartli“ ist noch schlimmer geworden. Zum Glück treffe ich den Inhaber Rainer Kaufmann (http://www.kaukasische-post.com) der mich auf dem Hof stehen lässt. Ich gönne mir ein Glas grusinischen Rotwein als Schlummertrunk. Hoffentlich regnet es morgen nicht!

Author Image
Egon Milbrod