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Wir sind zwar erst am 59. Breitengrad angekommen, doch draußen scheint die Sonne um 22 Uhr noch taghell. Die Nacht wird kurz, denn um halb 5 geht die Sonne auf.

Nach der Abfahrt aus Grande Cache fahren wir nach Grande Prärie. Farmen wechseln sich mit ausgedehnten Waldstücken ab. Steinkohle wird hier in den Bergen abgebaut. Sie ist nahezu vollkommen trocken, weshalb sie sehr beim Abbau und Transport staubt.

In Dawson creek, der nächstgelegenen Stadt ist alles aus dem Häuschen. Eine Automobilausstellung an diesem Wochenende sorgt dafür, dass sich mehrere hundert Besucher bei strahlendem Sonnenschein durch die Straßen drängeln. Ich weiß nicht wie viele Oldtimer hier versammelt sind, weiß aber dass die Zahl 100 weit untertrieben ist. Sicher ist diese Show mit vielfältigen Wettkämpfen am Vorabend verbunden. Alle Fahrzeuge sind privat und aus allen zeitperioden. Lkw und motorisierte Geräte stehen einträglich nebeneinander. Wir lassen uns inspirieren und essen eine (kanadische) Kleinigkeit beim Inder.

Dann fängt das Abenteuer an, denn ab hier beginnt der Alaska Highway. Diese Strecke wurde um 1940 von den Amerikanern durch Kanada gebaut um Alaska besser versorgen zu können. Heute gehört sie zu den schönsten Strecken in Kanada. Fort st. John übersehen wir beinahe den Ort, denn in dieser einsamen Gegend benötigt man eine Erlaubnis zur ansiedelung. Überwiegend Öl-Arbeiter leben hier. Unmengen von Wasser werden in die Bohrlöcher gefüllt um das letzte Öl herauszubekommen (fracking). Wir besichtigen einen Bohrturm, der unmittelbar an der Straße aufgebaut ist. 

Die Straße windet sich hier im Vorgebirge entlang der Hügel und Berge. Tiefe Täler werden von den Flüssen erzeugt, die alle im Mackenzie münden. Uns begegnen viele Motorradfahrer und vor allen Dingen Amerikaner. Sie kommen aus allen Staaten der usa und wollen einmal diesen berühmten Highway befahren. Dabei ist er seit 1960 asphaltiert und fährt sich nich besser oder schlechter als unsere Autobahn. 

Nach 800 km erreichen wir das heutige Etappenziel. Fort Nelson ist so klein, dass wir zuerst meinen, bereits durch den Ort durchgefahren zu sein. 5 mal wurde der Ort verlegt und so befinden sich Häuser im 15 km Umkreis. Im Zentrum allerdings gibt es 3 Hotels und 2 Motels. Das ist auch nötig um die vielen Touristen zu beherbergen die Preise sind „normal“: um die 100 Euro für ein Zweibettzimmer mit Frühstück. Und so stehen vor den Hotels die großen lkw friedlich neben den Trucks und pkw neben den Motorrädern. Nur die Wohnmobile sieht man nicht. Wild campen ist bis zu 14 Tagen an einem Platz erlaubt, sofern man kein Blumen pflanzt oder anderweitig die bodenoberfläche verändert. Wir retten ein Rebhuhn, überfahren beinahe ein Ziesel und sehen einen verendeten Elch. Es fährt sich gut in einem klimatisierten Chevrolet. Der radioempfang über Mittelwelle klappt nicht so richtig. Bereis 150 km vor dem Ziel sehen wir ausgedehnte Waldstücke, die vom Feuer zerstört wurden. Erst nach 2-3 Jahren ist das Unterholz Brusthöhe.  Wir sind im  Ort vor dem Nichts angekommen. Die Fenster in unserem Hotel lassen sich nicht öffnen; im Sommer benutzt man die aircodition und im Winter die Heizung.

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Der Bruder von Joice (Irwin?) wohnt gleich um die Ecke in 30 km Entfernung. Allein schon der erste Eindruck zeigt, dass hier Nachfahren von deutschen Einwanderern wohnen müssen. Alles ist außerordentlich gepflegt, wie eine Puppenstube. Man mag kaum glauben bei einem Farmer zu sein. Er ist es auch nicht wirklich, denn er betreibt außerdem eine mobile Mühle. Er fährt mit einem großen Truck zu den Farmen und schrotet das Getreide. So wird es brauchbar als Viehfutter. Die Farmer lieben das Verfahren, weil sie dann ihr eigenes Getreide verarbeiten können. Das Verfahren dazu, das heißt die Konstruktion der Mühle, hat er sich selbst ausgedacht. Er ist ein Vollbluthandwerker. In der Garage stehen ein Reservetruck, eine Strechlimosiene und mehrere Snowmobile. Hatte ich noch versucht anzugeben, dass ich off-road fahre, so sehe ich mit Erschrecken zwei 500-er Geländemaschienen fahrbereit der Garage stehen. Es ist ein interessanter Vormittag, bei dem keine längere Pause aufkommt.

Pünktlich zum Lunch gegen 2 taucht Paul auf. Er ist etwas jünger als ich und bemüht sich deutsch zu sprechen. Ich kenne Paul vom Familientreffen in Russland vor 5 Jahren und verhele nicht, dass er mir sehr sympathisch war. Er hat sich dafür entschieden kein Wohnmobil zu mieten, sondern einen größereren Pkw. Zusammen wollen wir die nächsten Tage verbringen. Doch zunächst die erste Etappe, etwa 350-400 km in Nordwestlicher Richtung.

Ich verabschiede mich von Joice und Dwayn. Es war eine wundervolle Zeit in der ich so unendlich viel von der Umgebung Edmontons gesehen habe. Für die vielen Informationen, die nur so aus Joice heraussprudelten, bin ich dankbar.

Die Buschprärie hinter Edmonton ändert sich langsam. Alles wird etwas hügeliger und es gibt weniger Farmen. Der Untergrund ist steiniger und es gibt mehr Nadelbäume. Wir erreichen die boreale Zone.  Noch bevor wir den Yellowhead Trail verlassen sehen wir die Blue Mountains und im Hintergrund die Black Hills. 

Die blue Mountains erinnern mich sehr an das Ural-Vorgebirge. Es fehlen allerdings die Birken, die so typisch für Russland sind. Schilder machen darauf aufmerksam, dass wir die Wanderwege der Karibus kreuzen. Leider sehen wir keines. Aber wir halten kurz an einem idyllischen Platz an einem kleinen Fluss. Eine junge Familie macht hier wildes Camping mit Kleinkindern. Es geht also!!! Andere Schilder zeigen, dass hier Wald-Metis wohnen. Zufällig kommen en wir an einer Siedlung vorbei und besichtigen einen Friedhof. Die Siedlung muss schon etwas älter sein. Einige Häuser sehen verlassen aus. Die Kirche und das Pfarrhaus machen nicht den Eindruck, dass in den letzten 10 Jahren hier was los war. Die Beerdigungskultur ist schon deutlich anders als bei uns. Es gibt Gräber, aber diese werden mit einem Dach versehen. Natürlich gibt es zu jedem Grab ein Reich verziertes Holzkreuz. Der Platz zwischen den Gräbern ist gepflegt. 

Kurz vor 10 kommen wir an unserem Ziel an. Leider bekomme ich nicht mit ob Paul vorgebucht hat oder nicht. Paul hat in den vergangenen Tagen hart körperlich gearbeitet und das Fahren auf diesen schnurgeraden Straßen ist nicht einfach. Bereits um 11 ist Nachtruhe.

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Heute geht es ein wenig weiter weg, obwohl 150 km nicht wirklich weit sind. Die Fahrt ist angenehm, denn inzwischen blühen die Rapsfelder überall. Gestern habe ich die Linden gesehen. Die Blüten stehen kurz vor der Öffnung. Heute kann ich aus dem Auto nur die Hügel der Baumprärie, hier am nördlichsten Rand der großen Prärie bewundern. Es ist eine Eiszeitlandschaft wie bei uns. Wir fahren durch Fort Saskatchewan, einer relativ großen Stadt, die durch die chemische Industrie geprägt ist. Der Saskatchewan-Fluss kommt aus den Rocky Mountains und fließt in nahezu Ost-West-Richtung zu den Großen Seen weit im Osten. Danach erinnern Namen wie  Bruderheim, Josefburg, wostock, Krakow oder Peno an vergangene Zeiten. Die Farmen sind nicht so klinisch sauber wie an anderen Stellen. Mehrere Autos in desolaten Zustand oder Sammlungen von landwirtschaftlichem Gerät sind kennzeichnend für viele Farmen. Auf 10 km sehe ich zwei ukrainisch katholische Kirchen und eine ukrainisch orthodoxe. Trotzdem sind wir im Gebiet der Metis. Sie kaufen sukzessive die Ländereien auf um ein  zusammenhängendes Siedlungsgebiet zu schaffen. Nach den diskriminierungen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgt langsam die Anerkennung als Nation. Wir besuchen ihr Kulturzentrum. https://metiscrossing.com/we-are-metis/

Direkt idyllisch am Highway gelegen befindet sich hier ein kleines aber feines Zentrum der Metis. Von allen ausgestoßen und in der Gesellschaft diskriminiert finden sie sich zusammen. Die Nachfahren der Trapper, freien Händler, Fährtensucher und Fallensteller und anderer Berufsgruppen wollen ein normales Leben führen als Farmer oder was auch immer. Geschickt wird alles vermarktet. Wir sehen wie diese Menschen abseits der Zivilisation gelebt haben, denn ihr Land wurde enteignet und den europäischen Siedlern zugesprochen. Da sie keine Ureinwohner sind erhielten sie auch keine Reservate oder Entschädigungen. Wir sehen Blockhäuser, in denen noch vor 50 Jahren Metis gelebt haben. Metis waren begehrt bei der Büffel-Jagd als gute Schützen mit furchtlosen Pferden. Wir sehen ein Zelt der Metis-Büffeljäger und wie Pemnikan hergestellt wird. Die große Verbreitung der Cree und ihrer Sprache ermöglichte es, dass diese Nahrung überall unter den Jägern als Wegzehrung bekannt war. Obwohl es sicher bei 50 Prozent reinem Fett in der Hitze nicht angenehm schmecken musste. Wir werden eingeladen zu einem Jagd-Kursus, natürlich mit Pfeil und Bogen. Es ist ein moderner Compoundbogen mit Mechanik, der sich leicht schiessen lässt. Die Ziele sind im Wald versteckte Schaumstofftiere in Lebendsgrösse. Von den 12 Stationen erlege ich den Bison, ein Reh und verletze den Wolf erheblich. Leider entwicht mir der Waschbär und der springende Hirsch. Auch die anderen Tiere treffe ich nicht erheblich. Aber Spaß macht es. Man darf schiessen soviel man will, Hauptsache man findet die Pfeile!

Wir versuchen noch im Aussengelände an die Bison und Pferde zu kommen, aber leider ist das Gatter schon zu. Joice holt noch ein paar Eier vom Nachbarhof, 15 km entfernt. Dadurch kommen wir durch Rolly View. Wie es der Name schon sagt ist die Gegend sehr hügelig. Der Ort besteht aus Kirche, Gemeindehaus, einer ehemaligen Tankstelle die jetzt als General Store dient und etwa 10 Häusern. Der Friedhof ist über 3 km entfernt. Ja, idyllisch ist es schon……..

Wir sitzen noch eine Weile zusammen, denn es ist der letzte Abend. Wir unterhalten uns über dies und das. Letztendlich brauche ich ja mindestens eine Stunde, besser zwei für mich alleine.

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Heute geht es nach Dem Frühstück nach Fort Edmonton.  Auch wenn die Webseite etwas anderes vorgaukelt, es ist interessant sich hier zu informieren. https://www.fortedmontonpark.ca/

Wir starten nach unserer Ankunft mit der Canadian National Eisenbahn aus dem Jahr 1920. nach 8 Minuten erreichen wir den Endpunkt und können uns entscheiden auszusteigen oder zu bleiben.

Erstes Ziel ist die Indianergeschichte.  Wir befinden uns im Nordteil der Prärie. Insbesondere die Crow lebten und leben hier, aber auch Siux, Blackfoot und Nakota. Eine Abteilung ist den Metis gewidmet. Sie bildeten sehr schnell nach der Eroberung des Wilden Westens die Mehrheit. Es handelt sich dabei um Nachfahren aus Beziehungen zwischen weißen Trappern oder Händlern und den Eingeborenen. Diese Leute wurden von beiden Seiten verstoßen und definieren sich als eigener Volksstamm. Interessanterweise haben sie von beiden Kulturen Sachen angenommen und so etwas Eigenes gebildet. Dann geht es in das eigentliche Fort. Edmonton heißt in der Sprache der Crew „Bieberhandelsplatz“. Und so ist es nicht verwunderlich dass die Hudsonbay Compagnie hier ihren Hauptstützpunkt für den Fellhandel hatte. Biberfelle wurden nach Gewicht bezahlt und brachten für alle Seiten einen enormen Gewinn. Andere Felle wurden per Stück bezahlt. Manchmal brachten Jäger mehrere Wagenladungen Felle nach einem Winter in das Fort. Die Hudsonbay Company hatte das Monopol für ganz Kanada für den Handel mit allen Gütern. Und so wurde diese Posten zu einem Handelsposten ohne dass eine Garnison es bewachen musste. Währen 3 Familien in einem Raum schlafen mussten in insgesamt 3 Betten hatte der lokale Vertreter eine ganze Etage für sich und seine Familie alleine. Dazu Geschäftsräume und Büroräume. Man musst schon als Fallensteller mehrere Wagenladungen Felle mit sich führen und gut bekannt sein um die Stufen zum Haus betreten zu dürfen. Denn für Kleinigkeiten war der Mann im Office zuständig. Man kann sich auch als Mitarbeiter einstellen lassen. Der Lohn war nicht schlecht für einen der nicht lesen und schreiben kann. Nach 3 Jahren bekam man sogar Land von der Company geschenkt. Mit etwas Glück lernte man auch lesen und schreiben. Die 7-Tagewoche war üblich. 

Danach bummeln wir noch ein wenig durch die Stadt. Wie allgemein üblich befinden sich in jedem Haus junge Leute, die über das Haus erzählen oder fragen beantworten. Es sind nicht viele Besucher heute hier, denn es sind über 30 Grad im Schatten. Nein, ich lasse mich nicht in die Armee rekrutieren, werde auch nicht Mitglied einer Kirche oder werde Polizist. Ich kaufe auch kein Pferdegeschirr oder Salpeter zum Pökeln. Mit der Straßenbahn von 1920 fahren wir zurück. Inzwischen ist es 16 Uhr.

Ich hatte mal den Wunsch geäußert, Chinatown zu sehen. Also fahren wir da vorbei.  Bereits seit 1780 wurden Cinesen als fleißige, billige Arbeitskräfte gerne gesehen und zu oft unterdrückt. Heute sind sie eine bedeutende Minderheit. Ihr Viertel befindet sich in Downtown. Es ist nicht schlimmer als die meisten Städte in Deutschland und deutlich besser als Neukölln. Es gibt Leerstand und es ist nicht so sauber wie im Rest der Stadt, aber mehr nicht. Die scheinbar Obdachlosen und Junkies stören nicht wirklich. Zumindest die Hauptstraße entpuppt sich als Touristen-Nepp. Es scheint so als wenn hier mehr Ukrainer als Chinesen wohnen, denn ich sehe 2 bedeutende ukrainische Kirchen. 

Wir gehen Essen zum Italiener. Es gibt einfaches Belgisches Bier, denn bei Joice gibt es keinen Alkohol. Alle sind verwundert, dass ich zu meinem Essen nicht noch irgendwelche Extras bestelle. Noch mehr verwundert sind alle, dass ich einen Teil der wirklich guten Portion auf dem Teller lasse. Na ja, ist halt so!

Ein Regenschauer sorgt für Abkühlung als wir zu Hause sind. Es gibt einen schönen Sonnenuntergang.

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Ich habe gut geschlafen. Es gibt keine Klimaanlage im Haus. Das ist bei Tiefsttemperaturen von nahe 20 grad in der Nacht bemerkenswert. Tagsüber werden es weit über 30 grad und es wird der Hitzerekord 2 Tage hintereinander, also heute und morgen, gebrochen. Nach dem Frühstück halten wir uns nur kurz auf. Es geht in den Nationalpark. Hier werden wilde Bisons gehalten. Das  Gebiet umfasst 10 km Mal 20 km und befindet sich ca 70 km entfernt (also gleich um die Ecke!). Es gibt hier zwei Arten: den Waldbison/Wiesent (ca. 200 Tiere) und den Präriebison (ca. 600 Tiere). Man versucht die Herden auf dieser Größe zu behalten. Überzählige Tiere werde verkauft oder kostenlos an die Indianer zur Haltung auf ihrem Farmland abgegeben. Das Gebiet ist so angelegt, dass viele Touristen kommen können. Außer den zahlreichen Grillstationen, Zeltplätzen, Badestränden, Kanustationen, Spielplätzen, Wanderpfaden und Informationstafeln gibt es auch ein Theater. Extra unseretwegen werden Filme über den Park, seine Entstehung und seinenBedeutung für die Umwelt gezeigt. Dieses Gelände ist deswegen kein Farmland geworden, weil es sehr hügelig ist und es viel Wasser gibt. Es leben sehr viele Bieber hier, deren Burgen deutlich aus den Seen ragen. Die Bison befinden sich in diesem Reservat eingezäunt hinter 2 m hohen Zäunen. Dies ist nötig, damit von anderen Tieren keine Krankheiten eingeschleppt werden können. Wir halten uns relativ lange hier auf, bevor wir zum Ukrainischen Dorf fahren. Wie viele andere Nationen auch, so wanderten viele Ukrainer seit Mitte der 1880-iger Jahre nach Kanada aus. Der Grund war, dass Kanada über 80 Millionen Hektar (doppelt so groß wie Deutschland und die Beneluxstaaten) in 1,25 Millionen Parzellen aufgeteilt hat und den Siedlern für ganz wenig Geld zur Verfügung gestellt hat. Der größte Teil der Auswanderer kam nach der Oktoberrevolution und den Hungerjahren im Bürgerkrieg nach Kanada. Und so sehen die Häuser alle in diesem Stil der zwanziger aus und repräsentieren schon Amerika/Kanada mit ein wenig Bezug zur alten Heimat. Betrieben wird das Museumsdorf von Enthusiasten, die hier tagsüber arbeiten, den Acker mit Pferden pflügen, Kutschfahrtennorganisieren und in den Häusern den Besuchern alles erklären. So ist hier ein kleines Dorf entstanden, das einen Bezug zur Ukraine hat. Alles ist vorhanden von der Bahnstation, dem Hotel bis zur Griechisch-Orthodoxen Kirche. Diese wurde zwar in Ermangelung von Priestern von der russisch orthodoxen Kirche betreut, aber ich weiß aus den Kontakten mit dem Popen Dimitrij dass so etwas durchaus möglich ist. Im Souveniershop ist alles vorhanden: Kunst,  Kitsch und Rubbish für Kinder. Wir essen einen Bortsch, der etwas „amerikanisiert“ wurde und verlasen das Museumsdorf. 

Dwayn ist bei seiner Lieblingsbeschäftigung, er mäht den Rasen. Das BBQ besteht aus Hamburgern, die man sich selber macht. Ok, gestern Wrap, heute Hamburger: so langsam passe ich mich den Gewohnheiten hier an. Dwayn muss morgen früh raus. Er hat eine Ladung in die Grand Prärie und übernachtet im Auto. Do sitze ich mit Joice und werde alle meine Geschichten los.

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Wieder ein familiäres Frühstück. Die Koffer sind gepackt. Gegen 11 verabschiede ich mich. Von allen, denn Joice holt mich ab. Der Abschied von den Deutschen ist kurz, denn die Möglichkeit auf ein Wiedersehen ist relativ groß. Bei Herbert und Lea besteht die Möglichkeit auf der Rücktour nochmal hallo zu sagen.

Joice serviert ein kleines Lunch und dann fahren wir zum Raynolds Museum. Es ist eine ansehnliche Sammlung zur Geschichte der Motorisierung. Natürlich begeistern die sehr vielen Automobile aus Allen Zeitperioden. Eine Ecke problematisiert die Antriebsarten Verbrenner, Dampf und Elektro. Eine Abteilung muss sich natürlich mit den Landmaschinen auseinandersetzen. Straßenbau und Tourismus werden nicht ausgespart. Eine Halle ist vollgestopft mit Flugzeugen und Helikoptern. Interessant ist, dass einige Modelle, vor allen Dingen Flugzueg und Helikopter, sind so präpariert, dass man darin sitzen kann und die Funktion der Hebel beobachten kann. Ein Spielzeug also nicht nur für Kinder.  Grundlage für dieses staatliche Museum ist einenprivate Sammlung. Auf dem Freigelände stehen noch viele Geräte, die auf eine Restaurierung warten. Zu Thementagen werden sie präsentiert. In der restaurierungsabteilung arbeiten zur Zeit 5 Männer (Frauen sind willkommen!) an mehreren Exponaten natürlich ehrenamtlich. Es werden mehrere Exponate hergerichtet, zur Zeit überwiegend Automobile. Auch das Personal arbeitet, wie in nahezu allen englischsprachigen Ländern üblich, ehrenamtlich. Die Eintrittspreise halten sich im unteren Beriech ( 10 Euro, Rentner 7,50). Die Jahreskarte liegt bei etwa dem vierfachen. Es gibt einen kleinen Rundkurs, auf dem man mit einem Ford T 4 fahren kann. Der Weg wird von der örtlichen Strassenbaufirma kostenlos instand gehalten, genauso wie der Parkplatz (Sponsorship). Nach dem Besuch muss ich nicht unbedingt das Aviationmuseum in Edmonton sehen.

Das Reservat in Maskwacis ist nicht weit. Ein einfaches Schild an der Straße weist darauf hin, dass man jetzt Indianderland betritt. Früher hat das Business der Andersons mit den Reservatindiandern zusammen gearbeitet. Man hat Tische und Stühle für die zahlreichen Powhows verliehen, sogar für Weihnachten. Klingt komisch, aber der Staat Alberta nutzt diesen Tag um jeder Familie einen Truthahn zu schenken. Viele Indianer essen solches Fleisch nicht und verschenken es untereinander. Zumindest in den Grundschulen arbeiten indianische Lehrer. Die öffentlichen Gebäude sind von denen außerhalb des Reservates bezüglich der Sauberkeit nicht zu unterscheiden. Die von der Regierung gebauten Eigenheime haben eigene Bemalungen. Auf Grund der Spannungen der Menschen im Reservat untereinander auf Grund der verschiedenen „Anpassungsgrade“ kommt es auch zu Mehr Kriminalität und einige Häuser sind stark verriegelt durch zugenagelte Fenster. Auch Alkohol, den ich hier nur außerordentlich selten begegne, ist weit verbreitet.

Nach dem Abendessen sitzen wir noch ein wenig zusammen. Die Ansiedlung gehört zwar zu Millet, besteht aber nur aus 10 Häusern und liegt 20 km vom Zentrum. Also ist alles sehr dörflich. Die durchschnittliche Grundstücksgröße liegt bei 8000 Quadratmetern. Dazu muss man ergänzen, dass üblicherweise die Grundstücke generell klein sind. In den Dorflagen und in den Städten sind 300 Quadratmeter normal. Selbst die ehemaligen Farmhäuser, die von den Landparzellen inzwischen abgetrennt wurden weil die Äcker verpachtet oder verkauft wurden, sind die Grundstücke selten über 1000 Quadratmeter. Die Versorgung mit Elektrizität erfolgt oberirdisch. Das ist billiger und einfacher bei Reparaturen und Erweiterungen. Für Wasser ist jeder selbst verantwortlich, egal ob mit eigenem Brunnen oder Zisterne und Anlieferung in Tankwagen. Jede Familie hat mindestens ein „Truck“ und einen Pkw, auch in den Städten.

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Wir sind im Keller untergebracht. 4 Personen, ein Bad, alles ok. Frühstück ist sehr familiär. Dann geht es zur West Edmonton Shopping Mall.  

https://de.wikipedia.org/wiki/West_Edmonton_Mall 

Für 4 Stunden sind wir beschäftigt. Alles ist klimatisiert. Ich esse bei Jimmy the Greek eine Kleinigkeit. Nach so langer Zeit wird es kühl. Und so sind wir froh, endlich wieder bei Lea und Herbert zu sein. Auf der Terrasse trinken wir bei 33 grad ein kühles Bier. Zum Sightseeing in der Stadt reicht es leider nicht. Ist auch weiter nicht schlimm. Eventuell China-Town wäre auch interessant. Aber einen Eindruck habe ja schon in Melbourne gewonnen.

Der Rest der Crew bereitet sich mental schon auf die Rückreise vor. Entspannt gehen wir zu Bett.

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Wieder ist das Frühstück mehr als reichhaltig. Wer hier nicht satt wird, ist selber Schuld. Obwohl ich nur 5 Stunden geschlafen habe komme ich relativ gut in Schwung. Das gemietete Haus wird hergerichtet und bereits um 9 sind wir unterwegs.

Zunächst fahren wir an einem Outdoorladen vorbei. Es gibt alles was mir Fischen, Jagen oder anderen Aktivitäten zusammenhängt. Die Preise sind etwas höher aber dafür gibt es alles für alle!

Wir besuchen den größten Reiterladen in Kanadas. Geschätzt 150 Sättel warten auf ihre Besitzer. Von den restlichen Dingen wage ich garnicht zu schreiben. Es gibt nichts, was es nicht gibt im Zusammenhang mit Pferden. Vom Plasikbullen zum üben für das Steerwrestling bis zu den Eimern für das Pferdefutter. Mehr als 500 Quadratmeter Verkaufsfläche sind vollgepackt.

Lunch in einem Restaurant. Meine Schüler würden die Hände über den Kopf zusammenschlagen: Das Besteck in der Serviette eingewickelt liegt wahllos auf dem Tisch. Aber sauber ist es im Restaurant und die Bedienung ist freundlich. Wenn man sein Glas (!) abgibt, wird es kostenlos aufgefüllt.

Der Rest der Fahrt (insgesamt über 400 km)  zu Lea und Herbert ist eher langweilig. 

Lea und Herbert sind etwas älter uns pensionierte Lehrer und überaus freundlich. Das ist nach der kurzen Nacht ist Es angenehm früher zu Bett zu gehen. Früher lebten sie im Haus zusammen mit einigen ihrer 6 Kinder und so Ist genügend Platz vorhanden um uns unterzubringen.

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Es geht entspannt los. Kein Frühstück, denn traditionell wird zur Stampade auswärts, am besten in einem Stall, gefrühstückt. Traditionell sollen es Pancakes sein. Wir fahren bei Sonnenschein in ein Stadtviertel in der Nähe. Dort werden Pancakes kostenlos gebacken und abgegeben. Ursprünglich entstand diese Aktion für die Bewohner des  Viertels und man hatte in der Vergangenheit 150 Portionen abgegeben. Jetzt steht die Aktion zum ersten Mal im Internet und nach einer Stunde war der Andrang so groß, dass man mehrfach nachordern musste. Die Schlange umfasst bei unserer Ankunft ca. 80 Personen und zwei Alleinunterhalter sorgten für Abwechslung. Nirgendwo steht eine Sammelbüchse für die Leistung, aber alle haben gute Laune.

Wir fahren wieder mit öffentlichen Verkehrsmittel in die City. Taschenkontrolle! Bianka und ich haben ein Taschenmesser dabei. Zum Glück sucht man nach schlimmeren Sachen.

Das Rodeo-Gelände ist eine Mischung aus Oktoberfest und Disney-Land. Es gibt auf dem gesamten Gelände maximal 5 Bierstände für 25 000 Besucher. Alles detailliert zu beschreiben ist nahezu unmöglich. Kurz: kein Alkohol, Volksbelustigung, „Futterstände“, Musikshow, Perde. Die Preise sind exorbitant ( Bier 10 Euro, ein einfacher Burger 15 Euro). Zuerst verweilen wir ein wenig bei den Kaltblütern. Es gibt Wettbewerbe in allen möglichen Disziplinen. Doch das große Rodeo ruft. Heute, am zweiten Tag der Stampede und dem ersten Tag der Wettkämpfe, geht es richtig zur Sache. Es sind alles professionelle Teilnehmer und so sind die Abstände untereinander in den Disziplinen sehr eng. Die Pferde sind überwiegend junge, ausgezeichnet gepflegte Quarterhorses. Unterschiede unter den Pferden, außer die Farbe, sind mit meinen laienhaften Augen schwer auszumachen, aber es gelingt mir hin und wieder. Obwohl die Plätze eher ungünstig sind kann man alles sehen und die Videowand ist direkt vor uns. Nein, alles in Ordnung. Was mir am meisten gefallen hat? Bronc mit und ohne Sattel natürlich und Ponny-Reiten. Dabei müssen 3 vier bis sechsjährige ein ausbrechendes Ponny mit einem Seil bändigen und einer muss es besteigen und reiten. In diesem Durchgang schafft es keiner von den 5 Mannschaften, aber allen macht es sehr viel Spaß.

Nach 4-5 Stunden Action ist Pause. Ich besuche das Lager der sogenannten First Nation, die hier als Touristenattraktion zeitweise leben dürfen. Nein, das hat mit den sehr phantasievollen Beschreibungen von Frau Welskopf-Heinrich nichts zu tun, und war auch nicht in den 70iger Jahren so!

Dann beginnt das Wagenrennen. Es werden 10 Durchgänge mit 3 Wagen gestartet, eine Siegerehrung gibt es nicht, denn die Punkte werden für den letzten Tag gesammelt. Insgesamt stehen Preisgelder von mehreren Millionen Dollar zur Verfügung und ein Einzelpreis kann schon mal 1 Million Dollar betragen. Wie hoch allerdings die Nenngebühr bei jedem Wettkampf ist, wurde nicht verraten. Ein Wettkampf am Ende der 10 Durchgänge ist für die Indianer reserviert. Dazu muss der Reiter nach jeder Runde das Pferd wechseln und weiter reiten. Nach 3 Runden steht der Sieger fest: ein sehr junger (14-17 Jahre alter) Siksikau. Natürlich dürfen die Indianer auch ein wenig Musik machen, aber nicht zu lange, bitte!

Danach lassen es die Veranstalter richtig krachen. Es gibt eine Show der Superlative. Artistik, Showdance, Schlager, Feuerwerk, kurzum alles dabei bis zur KI und Virtual Reality mit Sternen am Himmel.

Erst weit nach Mitternacht sind wir wieder in der Unterkunft. Ich bereue nichts, denn deswegen bin ich hergekommen.

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Früh raus ohne Frühstück. Auf einem PR-Parkplatz steigen wir in die S-Bahn um. Bereits gegen 8 nehemen wir unsere Plätze ein. Langsam füllt sich die Straße. Obwohl die weltgrößte Parade erst um 10 beginnt, wird kleineren Gruppen und Organisationen erlaubt, sich vorher zu präsentieren. Also beginnt schon kurz nach 9 das „pre-opening“, bis kurz vor 11 die Spitze des Zuges bei uns ankommt. Der Volksfest Charakter dieser Veranstaltung ist deutlich zu merken. Jeder der etwas auf sich hält ist vertreten. Die Veranstaltung besteht aus 105 Blöcken. In jedem Block präsentieren sich 2 bis 5 Organisationen. Es ist alles vertreten, was in Calgary Rang und Namen hat: die Mitglieder des Parlamentes, die vielen Pferdehalter ringsum, der Handel, die Erdölindustrie, alle Migrantenorganisationen (außer den Deutschen), historische Vereine, Sportorganisationen, Schulen und die Spielmannszüge. Erst nach 2 Stunden ist der offizielle Teil vorbei und zum Schluss kommt die Straßenreinigung. Ganz Calgary ist in diesen 10 Tagen aus dem Häuschen, das sehen wir dann auch am Abend. Jeder der es kann bekleidet sich wie ein echter Cowboy, sogar während der Büroarbeit. Hinter uns steht ein Hutterer mit seinen 3 Töchtern, die stilecht mit Haube statt Hut bekleidet sind. Aber ansonsten trägt man mindestens einen Cowboy-Hut!

Zum Lunch fahren wir in unser Quartier und „dampfen ab“.

Bianca braucht noch Stiefel, also fahren wir zu einem Western-Store. Sind ja nur 30 km. Belohnt wird ales mit einem Eis. Dann geht es wieder in die Stadt. Wir werden in ein „Craft-House“geführt. Das ist eine Erlebnisgaststätte mit ca. 100 Biersorten vom Fass. Na ja, Calgary ist aus dem Häuschen. Es ist ein schöner Abend. Trotzdem wird es wieder 11 bis Feierabend ist.