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Wir sind zwar erst am 59. Breitengrad angekommen, doch draußen scheint die Sonne um 22 Uhr noch taghell. Die Nacht wird kurz, denn um halb 5 geht die Sonne auf.
Nach der Abfahrt aus Grande Cache fahren wir nach Grande Prärie. Farmen wechseln sich mit ausgedehnten Waldstücken ab. Steinkohle wird hier in den Bergen abgebaut. Sie ist nahezu vollkommen trocken, weshalb sie sehr beim Abbau und Transport staubt.
In Dawson creek, der nächstgelegenen Stadt ist alles aus dem Häuschen. Eine Automobilausstellung an diesem Wochenende sorgt dafür, dass sich mehrere hundert Besucher bei strahlendem Sonnenschein durch die Straßen drängeln. Ich weiß nicht wie viele Oldtimer hier versammelt sind, weiß aber dass die Zahl 100 weit untertrieben ist. Sicher ist diese Show mit vielfältigen Wettkämpfen am Vorabend verbunden. Alle Fahrzeuge sind privat und aus allen zeitperioden. Lkw und motorisierte Geräte stehen einträglich nebeneinander. Wir lassen uns inspirieren und essen eine (kanadische) Kleinigkeit beim Inder.
Dann fängt das Abenteuer an, denn ab hier beginnt der Alaska Highway. Diese Strecke wurde um 1940 von den Amerikanern durch Kanada gebaut um Alaska besser versorgen zu können. Heute gehört sie zu den schönsten Strecken in Kanada. Fort st. John übersehen wir beinahe den Ort, denn in dieser einsamen Gegend benötigt man eine Erlaubnis zur ansiedelung. Überwiegend Öl-Arbeiter leben hier. Unmengen von Wasser werden in die Bohrlöcher gefüllt um das letzte Öl herauszubekommen (fracking). Wir besichtigen einen Bohrturm, der unmittelbar an der Straße aufgebaut ist.
Die Straße windet sich hier im Vorgebirge entlang der Hügel und Berge. Tiefe Täler werden von den Flüssen erzeugt, die alle im Mackenzie münden. Uns begegnen viele Motorradfahrer und vor allen Dingen Amerikaner. Sie kommen aus allen Staaten der usa und wollen einmal diesen berühmten Highway befahren. Dabei ist er seit 1960 asphaltiert und fährt sich nich besser oder schlechter als unsere Autobahn.
Nach 800 km erreichen wir das heutige Etappenziel. Fort Nelson ist so klein, dass wir zuerst meinen, bereits durch den Ort durchgefahren zu sein. 5 mal wurde der Ort verlegt und so befinden sich Häuser im 15 km Umkreis. Im Zentrum allerdings gibt es 3 Hotels und 2 Motels. Das ist auch nötig um die vielen Touristen zu beherbergen die Preise sind „normal“: um die 100 Euro für ein Zweibettzimmer mit Frühstück. Und so stehen vor den Hotels die großen lkw friedlich neben den Trucks und pkw neben den Motorrädern. Nur die Wohnmobile sieht man nicht. Wild campen ist bis zu 14 Tagen an einem Platz erlaubt, sofern man kein Blumen pflanzt oder anderweitig die bodenoberfläche verändert. Wir retten ein Rebhuhn, überfahren beinahe ein Ziesel und sehen einen verendeten Elch. Es fährt sich gut in einem klimatisierten Chevrolet. Der radioempfang über Mittelwelle klappt nicht so richtig. Bereis 150 km vor dem Ziel sehen wir ausgedehnte Waldstücke, die vom Feuer zerstört wurden. Erst nach 2-3 Jahren ist das Unterholz Brusthöhe. Wir sind im Ort vor dem Nichts angekommen. Die Fenster in unserem Hotel lassen sich nicht öffnen; im Sommer benutzt man die aircodition und im Winter die Heizung.