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In Nuggets City biegen wir ab nach Süden. Die Berge werden spitzer, der Wald abwechslungsreicher. Die Straße ist ein offizieller Highway, also auf einem Damm befindlich und vom Staat unterhalten. Auf den 800 km sind die abgehenden Straßen nicht gekennzeichnet. Die Schäden durch Waldbrände sind noch nach Jahrzehnten sichtbar. Bären kreuzen die Straße. Dreimal können wir einen sehen. Vögel sind außerordentlich selten. Ein Lkw liegt im Graben, ein Pkw ebenfalls. Beide werden erst nach Tagen oder Wochen oder garnicht geborgen. Von den Gletschern im Hintergrund ist nicht mehr viel da, die globaler Erwärmung wirkt sich aus. Man sieht nur einige Schneereste. Jade wird abgebaut. Es müssen riesige Vorkommen sein. Ein ganzes Dorf hat sich um die Lagerstätte herum entwickelt und versucht die wenigen Touristen dafür zu interessieren. Ich nehme einige kleinere Stücke aus dem Abfallhaufen mit. An einer Stelle wird Gold gewaschen, aber nur in kleinem Masstab. Ein indianerdorf der hier über Generationen sesshaften Einwohner mit markanten Totempfählen zieht unser Interesse auf sich. Sie lebten hier vom Lachs, der um diese Jahreszeit zu Millionen die Flüsse hinauf zog. Jetzt bekommen sie zwei Lachse von der Regierung geschenkt. 4 Argentinier auf zwei Motorrädern wünschen uns viel Glück. Sie machen den Trip nach anchorage in Alaska und zurück in 8 Wochen. Es wird langsam wärmer und trockener, von 7 auf 20 grad und vom Regen über Nieselregen zu Schauern bis zu trockener Straße. Terrace ist eine Stadt mit 1000 Einwohnern, schönen Restaurants aber im Untergang begriffen. Die Natur ist hier außerordentlich schön, aber die Entfernungen sind unvorstellbar riesig. Ich bewundere Paul, der alleine diese Tour fährt, weil der Wagen gemietet ist. 

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Tja, Carmaks enttäuscht ein wenig. Das Gespräch mit zu Hause bricht unvermittelt ab. Wir wollen Abenteuer. Auf dem Highway Nr. 4  (Robert Chambell Highway) fahren wir bis Watson Lake. Dabei machen wir viele Pausen. Paul ist das erste mal in dieser Gegend und offen für alles. In Faro versuchen wir zu frühstücken. 30 Jahre lebte die Stadt vom Bergbau, Zinn und Blei. Seit 30 Jahren wird alles zurückgebaut. Viel Geld wird dafür verwendet, um den Ort nicht zum lost Place zu machen. In der (einzigen) werkskantine ( der general store hat seit langem geschlossen, Hotels gibt es nicht aber einen Golfplatz, Restaurants sind unbekannt) kaufen wir ein Sandwich und Kaffee, den es hier überall gibt. Die gutaussehende junge  Frau (21) erzählt mit weinerlicher Stimme, dass es ihr großer Traum ist bei der Bergbaufirma zu arbeiten. Leider gibt es nicht genug Arbeit. Ihre Mutter sei damals wegen des Bergbaues (Tagebau) hierhergekommen, als alles noch blühte. Der Vater sei irgendwo! Eine typisch amerikanisch/kanadische Vita. Selbst der 68-iger im Ort betont, das ihm die letzte Freundin vor 6 Jahren weggelaufen sei, weil sie das Leben im Yukon nicht ausgehalten hat. Der Ort gleicht den vielen Orten im  Yukon: vernagelte Fenster, leerstehende Häuser ( 10-20%)

Ross River ist ebenfalls einen Abstecher wert. Die Brücke über den Fluss ist inzwischen nur für Fußgänger zugelassen. Autos in Richtung Norden zu den Ölfeldern müssen die Fähre benutzen. Manchmal kommen bis zu zwei Autos täglich, welche die Fähre benutzen müssen. Ab 15. Oktober wird der Betrieb eingestellt. Dann ist Winterpause. Man ist froh, Arbeit zu haben! Wir entscheiden uns nach kurzer Probefahrt nicht die Strecke nach Süden zu nehmen, sondern fahren weiter östlich den chambell highway. Flüsse, die selbst Garmin nicht kennt, Seen die größer sind als der Schweriner See und die keiner kennt, Flusstäler so tief im Felsen wie in der sächsischen Schweiz, ununterbrochener borealer Wald aus Tannen und Birken, riesige Ortschaften die aus weniger als 100 Häusern bestehen, Pisten die mehrmals jährlich geglättet werden und problemlos mit 80 km/ h genommen werden können. Bis auf 900 m schraubt sich die Schotterpiste. Ein lkw ist liegen geblieben. Aus 400 km Entfernung kommt der Reparaturwagen. Campingplätze sind an allen Seen vorhanden. Man fährt vor, füllt den Anmeldezettel aus und wirft das Geld in die Box. Dann steht man mit seinem Wohnmobil, Camper oder Wohnwagen an den Plätzen. Lagerfeuerschalen und Bänke sind vorhanden und das Holz liegt zentral in einer Box. Wasser und Elektrizität sind nicht immer vorhanden, aber man hat ja einen Generator und Tanks. Schilder weisen darauf hin was und wie viel geangelt werden darf. Natürlich ohne Widerhaken, denn der Fisch ( zu groß oder zu klein oder zu viel) muss ja wieder reingeworfen werden. Boote sind manchmal vorhanden.

Zwei junge Leute laufen mitten in der Wildnis ohne Gepäck auf der Straße. Das nächste Haus ist ca. 20 km entfernt, der nächste Ort mindestens 70 km. Sie nehmen an einem Projekt zur „mental Health“ teil um auf die hohe Selbstmordrate im Yukon aufmerksam zu machen. Besonders unter den First Nation ist die Quote signifikant höher als unter den Siedlern. Geschätzt wird eine Rate von 5-10 mal mehr.

Ein Farmer mäht mit einem alten Traktor Gras. Natürlich halten wir an. Er betreibt mit seinem Sohn ein Jagd-buisiness. Die Jäger mieten bei ihm Unterkunft und Pferde und jagen Steinböcke oder Karibu. Seit der Wolf intensiv bejagt wurde hat sich der Bestand der Wald-Karibu erholt so das eine gezielte Jagd hier möglich ist. Es ist gut, dass der Wolf bei uns so geschützt ist, denn wir haben ja keine Karibu. Eventuell sollten wir mal die Ureinwohner hier befragen, die bei solchen Entscheidungen in Canada immer mit eingebunden werden müssen. 

Kurz vor dem Ziel, etwa 300 km, sehen wir Dunstwolken, die sich bald als Regen entpuppen. Zuerst war ich der Meinung, dass es Rauch sei, denn hier sind weite Landstriche vom Buschfeuer der letzten Jahre gezeichnet. Es dauert durchschnittlich 10 Jahre, bis die Birken den Boden so bedecken, dass er nicht mehr ausgewaschen werden kann und etwa 30 Jahre bis die Tannen die Birken verdrängen. Solange ragen die verkohlten Stämme  als Wahrzeichen oder Warnzeichen in den Himmel. Die Temperatur geht von 28 auf 17 grad runter und es regnet. Die vielen Motorradfahrer, die nach uns kommen, tun uns leid. 

   

 

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So, Dawson City ist Geschichte. Wir fahren noch beim Touristenzentrum vorbei und dann zum Haus von Jack London. Wie erwartet ist es Touristenattraktion: das Besucherzentrum ist modern und groß, die Blockhütte, in der London einen Winter im Wald gelebt hat, klein und unscheinbar. Zudem der ausdrückliche Hinweis, dass sie rekonstruiert ist, weil nur wenige Originalbalken verwendet wurden.

Wir fahren wieder vorbei an den industriell durchgewühlten Flussbett, dass nur aus Abraumhalden besteht, aus denen die ersten Birken sprießen. Nachdem alle Berge abgeholzt wurden sind diese Birken die ersten „Bäume“. Kein Baum im Yukon ist älter als 120 Jahre. Tja, Technik (Dampfschifffahrt) fordert ihren Preis. Die Fahrt von Whitehorse bis Dawson dauerte 36 Stunden, gegen den Strom zurück 80 Stunden. Kostenpunkt: 25 Dollar. Ein Arbeiter bei den Ford Werken verdiente damals 5 Dollar in der Woche. Oder man fährt mehrere Wochen mit dem eigenen Boot oder reitet 3 Monate von Edmonton aus.

Wir machen einen Abstecher in die Tundra und fahren dazu 100 km den Demster Highway. Der Boden taut im Sommer nur 20 cm bis maximal 50 cm auf. Deshalb können Bäume nicht wachsen. Wir überqueren kurz die Wasserscheide in 1200 m Höhe um anschließend auf den Highway in 4-600 m Höhe zurückzukehren.

Bei Pelly River und Stuart crossing brennt es noch immer. Offensichtlich hat sich hier unterirdische Kohle entzündet und erzeugt so viel Wärme, dass es immer wieder zu Bränden kommt. Weiter nordöstlich wurde die Kohle industriell abgebaut, als heizungsmaterial für Dawson City. Heute heizt man mit Öl oder Propan. Wir versuchen zu angeln und prompt ist ein Polizist zur Stelle und kontrolliert uns. Angeln darf man, aber behalten nicht. Der Lachs ist inzwischen so selten geworden, dass selbst die Native, die normalerweise den Lachs behalten dürfen, ihn wieder reinwerfen müssen. Dafür bekommen sie von der Regierung 2 Lachse kostenlos, im Jahr! Ein Grund für den Rückgang ist der Hunger in Europa und Amerika nach Alaska Seelachs. Dieser kommt erst nach 4-6 Jahren in die Flüsse zurück und hat hier Jahrtausende die Bevölkerung ernährt. Die Abschussquote für Elche/Mousse ist schon längst erfüllt, also besteht Jagdverbot. Das Dorf „Mayo“ ist wie aus dem Bilderbuch, ein Dorf im Herzen des Yukon-Territoriums, denn den Status eines Bundesstaates haben die nördlichen Regionen nicht. Dazu leben hier einfach zu wenig Menschen, hauptsächlich Indianer/Native/first nations/Aborigines!

Kurz vor dem heutigen Ziel kommen wir wieder zum Yukon. Es gibt Internet, wenn auch schwach. Wir wandern noch ein wenig, denn ansonsten ist Besucher sein sehr anstrengend. Man sitzt und isst nur, manchmal muss man auch trinken.

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21.7.

Biden dropped out, ich stelle fest dass ich seit mindestens einer Woche keine nachrichten verfolgt habe. Es geht auch ohne! Endlich Urlaub!

Wir essen Frühstück außerhalb. Nach offiziellen Angaben hat Dawson 1500 Einwohner. Davon verlassen im Winter 1/3 bis 1/2 die Stadt. Etwa 1000 leben hier in Häusern jeder Art nur im Sommer um die Stadt herum. 500 bis 1000 tagestouristen, die sich so wie wir hier zwei Tage aufhalten, beleben die Stadt. Überhaupt muss jedes Gebäude im Stil um die Jahrhundertwende gebaut werden. Natürlich isoliert mit 30 bis 50 cm dicken Wänden ( Holzwände mit Steinwolle) und mindestens 3 fach Verglasung. Es ist Sonntag und um 8/9 Uhr zu früh für Touristen. Also erwischen wir einen guten Platz in einem guten amerikanischen Restaurant, einem „Geheimtipp“ von Brenda gestern Abend. Wir verschaffen uns einen Überblick über die „Stadt“, wobei ich feststellen muss dass die Stadt ein Mittelding zwischen Zaschendorf oder Brüel ist. Eventuell so interessant wie Warin!

In einem Kramladen an der Touristenmeile kann man alles kaufen: von der Goldwaschpfanne bis zu Armeesachen oder krummen Nägeln. Komischerweise wird er bevorzugt von Männern besucht. Weil heute Sonntag ist, befolgen wir nicht die Einladung der jungen attraktiven sehr dunkelhäutigen Damen zu einem längeren Gespräch über Gott und die Welt. Wir fahren zum Dom. Das ist ein Aussichtspunkt hoch über der Stadt. Von hier kann man ermessen, dass der Yukon ein großer Fluss ist, der sich durch weite Täler der Ebene windet und viele Stoffe mit sich führt. Er ist etwas größer als Elbe, Donau oder rhein. Dagegen ist der Klondike ein Bach, der aus den Bergen kommt und klares Wasser führt.  

Wir sind kurz bei Markus zu Gast, der aus der Schweiz hierhergekommen ist. Er macht Feuerwache auf einem einsamen Hügel. Dann besuchen wir den alten Friedhof, der 1890 kurz nach dem goldrausch angelegt wurde. Nein, alt wurden die Leute nicht. Und Dawson war damals größer und reicher als San Franzisko. Von dort kamen die meisten Goldsucher und brachten die Technologie mit. So gab es hier schon früh Elektrizität und Telegraf, anders als in den weiten ringsum. Der Friedhof ist insofern besonders, weil er verschiedene Teile hat. Natürlich mussten die juden außerhalb beerdigt werden, so wie für die damalige Zeit üblich. Dass die Polizei einen eigene Friedhof hat zeugt von dem großen Ansehen. In Kanada kam zuerst die Polizei, dann die Siedler. In den USA war es andersherum. Und so gibt es auch einen Friedhof für die Pioniere, die sich in einer Organisation zusammenfinden. Bedeutender als der Freimaurer-Friedhof (der mich enttäuschte) war der Eagles-Orden, der eigene Logen unterhält. Am Haus von Jack London fahren wir nicht vorbei. Es ist Touristen-Nepp. Die Hälfte des Hauses, das hierher aus den Bergen gebracht wurde steht in san franzisko, seinem Geburtsort. 

Es geht zum Bonanza Creek. Was wir hier sehen übersteigt jede Vorstellungskraft. Das gesamte Flussbett ist in claims unterteilt. Jeder claim ist 200 m (500 ft) Breit und 700 m (2000 ft) lang. Durch jeden claim verläuft in etwa 20-50 m von Fluss die Straße. Weil abseits der Straße das Gold bereits maschinell gewaschen wurde versucht man jetzt folgende Methode. Man holt die Erde vom Fluss und wäscht auf der anderen Seite der Straße alles aus. Hier ist ja sowieso die Natur zerstört und so kommt Abfall zu Abfall. Das Problem ist, man muss mindestens 10 m tief graben, um an goldhaltige Schichten zu kommen. Dabei ist man oft unterhalb des Permafrostbodens. Bis zu 30 g je Tonne abräumen sind möglich, aber 5-8 g sind realistisch. Das erfahren wir von einem freizeitgoldsucher, der einen claim gemietet hat und im Sommer in seiner Freizeit mit schwerem Gerät nach Gold sucht. Man ist hier in der Gegend nicht gut auf Parker Schnabel und die anderen Helden aus dem TV zu sprechen. Sie machen dank der Unterstützung von Volvo alle Claims kaputt und kaufen sie billig auf. Etwas weiter entfernt ist ein Relikt aus der Urzeit zu sehen. https://de.wikipedia.org/wiki/Goldbagger

Die ganze Gegend mutet bizarr oder pittoresk an.

Wir waschen Wäsche. Es ist nach über 20 Jahren Travelling für mich das erste Nobelhotel mit eigenen Waschautomaten für Gäste!

Wir sind zum Essen mit brenda und Freunden eingeladen. Ich esse einen Burger mit allerlei ringsherum. Es wird viel erzählt. Der Name Guggenheim fällt oft in Zusammenhang mit der Entstehung und Entwicklung der Stadt. Auch von Herrn Boyle habe ich im Zusammenhang mit dem ersten Weltkrieg wenig gehört. Danach kneipenbummel. Natürlich müssen wir den Geck des Yukon trinken. Ein verfaulter Zeh befindet sich in einem Glas Schnaps der eigenen Wahl. Man muss das Glas austrinken, ohne dass der Zeh  die Lippen oder was auch immer berührt. Begutachtet wird alles von einem „ deutschen Kapitän“. Natürlich darf man nicht gewinnen, denn sonst bekommt man 25 000 Dollar! Es ist wieder taghell und Mitternacht und die Tage werden kürzer.

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20.7.

Typisch amerikanisches Frühstück:

2 Toast mit Wurst, einem halben gekochten Ei und mit Käse überbacken. Dazu eine Portion Reis und etwas Grünzeug. Normalerweise reicht das für mich für den ganzen Tag. Der Flieger verspätet sich etwas. Dann geht es los, wir sind die einzigen Passagiere. Wir überfliegen die herrliche Landschaft relativ tief. Nur so ist es uns möglich eine büffelherde zu sehen. In Whitehorse hat uns die Zivilisation wieder. 

Wir verlassen den alaskahighway und fahren auf dem klondikehighway weiter. Die zahlreichen Birken zeugen von einem Waldbrand, der hier vor 10 Jahren stattgefunden hat. Tja, die Luftverschmutzung durch Waldbrände ist enorm. Ich vermurte, dass Yukon Territory mit seinen unter 100000 Einwohnern genausoviel Treibhausgas erzeugt wir halb Deutschland. Hier können sich die Leute von der „letzten Generation“ austoben, sich festkleben oder alternativ leben. Oder sie löschen die Feuer, die seit mehreren Wochen 800 Hektar Land in der Nähe der lodge verwüsten. Oder die Brände bei Stuart crossing löschen, die seit Mitte Juni immer wieder mit unterschiedlicher Intensität aufflackern.

Der klondikehighway ist in den 50-igern, also nach dem Alaska Highway gebaut. Paul hat beide zuletzt in den 80 iger Jahren befahren. Damals bestanden sie überwiegend aus Schotterpiste. Jetzt sind sie besser als viele Landstraßen bei uns. Natürlich sind alle Seitenstraßen nur mit den großen pickup-Trucks zu befahren, die nahezu ausnahmslos 4×4 haben, so wie unserer Pkw auch. 

Die arktische Sonne erreicht erst spät am Nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr ihre volle Kraft und kann unerträglich brennen. 

Etwa 50 km vor Dawson folgen wir dem Klondike. Er ist ein mehr ein Rinnsal denn ein richtiger Fluss. Allerdings hat er sich in der Eiszeit ein riesiges Bett in diese riesigen Berge aus eiszeitlichem schwemmboden der durchzogen ist von felsformarionen gegraben und windet sich mäanderförmig, bis er in den Yukon mündet. Die Straße gleicht jetzt mehr russischen Verhältnissen, denn der Untergrund ist morastig. Etwa 20 km vor der Stadt ist das gesamte Tal einmal durchgewühlt worden. Es sieht aus wie ein Lagerplatz für Schotter oder Steine. Alles ist wegen des eventuell vorhandenen Goldes maschinell durchgesiebt worden.

Wir haben im Hotel vorgebucht, zum Glück. In dieser riesigen Stadt mit 20 000 Einwohnern findet ein dreitägiges Musikfestival statt. Es ist das erste nach Corona. Es sind viele Touristen da. Vor jedem Hotel stehen mehrere Motorräder, zumeist aus Amerika. Dawson hat eine Universität, aber für was? Die Häuser werden direkt auf den permafrostboden gebaut. Pfahlgründungen sind zu teuer. Immerhin sind 70 %der Beschäftigten beim Staat beschäftigt. Das und die langen Transportwege treiben die Preise in die Höhe. Nur etwa 2/3 der Bewohner bleiben auch dem Winter über hier. Herbst und Frühling sind kurz und Sommer und Winter sind extrem. Gold wird noch immer in der Gegend gefördert, aber industriell mit Waschanlagen. Unfälle sind nicht zu vermeiden, insbesondere durch Erdrutsche. Waldbrände, so wie bei Stuart crossing sind nicht selten. Der youkon River ist nicht eingedeicht und so kann es zu Überschwemmungen kommen. Gegen Mitternacht begeben wir uns zu Ruhe. Das Nachtleben im Ort beginnt und vor den Gaststätten bilden sich Schlangen. Es ist taghell, die Sonne geht gerade unter!

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19.7.

Inzwischen ist es 1 Uhr nachts und der Generator schweigt. Es ist auch so hell genug.

Was für ein Tag!

Nach dem Frühstück machen wir einen Spaziergang. Wenige hundert Meter vom Camp ist eine verfallene Blockhütte. Sie wurde in den dreißiger Jahren gebaut und war bis Anfang der neunziger bewohnt. Drei Motorschlitten stehen herum. Grund für die Aufgabe war sicherlich, dass das Dach eingestürzt ist weil die Wandbalken verrottet sind. An den noch erhaltenen Wänden hängen noch viele Fallen unterschiedlicher Art. Das Bett ist auch noch vorhanden. Eigentlich ein schöner Ort für Aussteiger. An einem anderen Platz ist nicht nur ein sehr schöner Waldes, sondern ein etwas neueres Gebäude, das ebenfalls eingestürzt ist. Diese Bewohner bauten sich einen Eiskeller, weil Trockenfrüchte im Winter nicht unbedingt gut schmecken und Fleisch im Haus eventuell verdirbt.

Paul führt die kleine Gruppe. Die Sprayflasche gegen Bären hat er griffbereit.

Wir fahren bei extrem ruhiger See hinaus. Es ist wolkig und die Temperatur erreicht gegen Nachmittag angenehme 26 grad. In 6 Stunden fange ich 6 Hechte und 7 Lachse. Die Lachse zwischen 60 und 80 cm, die Hechte zwischen 80 cm und kurz über einem Meter. Zum Schluss haben wir einen Doppelkopf. Beim einholen meiner Angel, weil Paul einen Fang hat, beißt noch ein Lachs bei mir an. Das ist ein erfolgreicher Nachmittag. Wir haben ein wenig Sonnenbrand im Gesicht.

Nach dem Abendessen geht es wieder raus. Die Fahrt bis zur Mitte des See dauert 30 Minuten. Wir fangen wenig. Bei mir ist nur ein Lachs zu verzeichnen, bei Paul deutlich mehr. Dafür beobachte ich den Weisskopfadler. Das einzige Junge muss fliegen lernen und ist entweder zu faul oder noch nicht in der Lage. Das Alttier gibt sich redlich Mühe. Dann beobachten wir noch ein Muße (Elch) mit seinem Kalb. Während das Alttier teilnahmslos weiterfrisst ist das Jungtier neugierig und spitzt die Ohren. Natürlich gelingen mir auf der Entfernung keine guten Bilder, aber einen Eindruck bekommt man schon davon.

Vor Mitternacht kommen wir an. Es ist der letze Abend und die Stimmung ist danach. Gülden geht gegen Mitternacht sie Sonne unter.

Ich genehmige mir ausnahmsweise kein Bier, sondern einen Wisky.

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18.8.

Letzte Nacht sollen es 4 grad gewesen sein. Die Blockhütte ist natürlich nicht geheizt und auch nicht isoliert. Nur eine dünne Bretterwand trennt uns von der Außenwelt. Frühstück um 8, wer nicht da ist bekommt nichts. Dann fahren wir raus. In 150 km Entfernung grüßen die 3-tausender der  nördlichen kanadischen Rocky Mountains. Darunter ist auch der höchste Berg Kanadas. Weitere kleinere Berge sind in der Ferne mit ihren Schneehauben zu sehen. Das Buschfeuer in etwa 50 km Entfernung wütet immer noch, seit drei Wochen.  Heute ist die andere Seite des See dran. Trotz vieler Versuche und Experimente gelingt es uns in 4 Stunden nur 3 Lachse und einen Hecht zu jagen. Auf mein Konto geht zwar nur ein Lachs aber dafür mit deutlich über 60 cm der Top-Fang.

Wir dürfen einen Lachs fangen. Das Höchstmaß ist vorgegeben. Dann treffen sich alle Boote zum lunch. Der Fisch wird fachgerecht filetiert und paniert und im Öl gebacken. Nicht jeder hatte an diesem Tag Erfolg. Nach einigen weiteren Misserfolgen begeben wir uns in das Camp und machen Siesta. Nach dem Abendbrot startet ein weiterer Versuch. Es ist inzwischen wolkig geworden, aber es herrscht nur geringer Wind. Wir wollen es in der Tiefe versuchen, 60 bis 70 Fuß tief, ca. 20 m. Hier wird in allen Maßeinheiten der Welt gemessen, bevorzugt das englische Maß. Nur mit den amerikanischen Gallonen tut man sich schwer. Nichtsdestotrotz haben wir zwar Grundberührung aber keinen Biss. Nach dem Feierabendbier ist Nachtruhe.

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17.7.

Die Rezeption hat vergessen uns zu wecken. Ohne Frühstück geht es direkt zum Flieger. Wir sind 7 Personen und Gepäck. Alles muss über die Waage. Es ist ein einmotoriges Wasserflugzeug. Nach einer Stunde kommen wir an. Das Camp wird von einer Familie betrieben und ist sehr gut. Paul ist hier bekannt und so ist der Einstieg leicht.

Nach einer kurzen Eingewöhnung sind wir gegen Mittag schon auf dem See. Es ist ziemlich Rauh, Windstärke 3. das Angeln hier funktioniert anders als bei uns zu Hause: man fährt mit dem Boot raus, wirft die Angel aus und statt zu spinnen bzw. drillen macht das Boot langsame Fahrt. Ich habe mit der langen Angel, dem schweren Gewicht und dem kurzen Ende zuerst Probleme. Aber das legt sich schnell. Nach nur 3 Stunden brechen wir ab. Nach nur 4 Versuchen hatte ich den ersten Lachs, ca. 40 cm lang. Dann kam ein Hecht, kurz unter einem Meter. Der zweite Hecht war schon deutlich über einem Meter. Dann hatte Paul auch einen Lachs. Die Fische werden geangelt und noch im Wasser wird der Haken entfernt. Dann werden sie freigelassen, sofern nicht noch vorher ein Beweisfoto gemacht wird. Das nennt man Sportangeln. Der Kampf mit dem Fisch und die Trophäe des Sieges stehen im Mittelpunkt. Die Form des Angels entspricht der einer Jagd im allgemeinen. Man kann zufällig Erfolg haben oder berechneten wo das Wild steht und hoffen dass man es bekommt. Hier macht der Untergrund und die Tiefe des Wassers den entscheidenden Unterschied. Wir werfen die Angeln bei ca. 10 m Tiefe aus und schleppen sie bei langsamer Fahrt hinter uns. 

Nach den ersten Erfolgen verbringe ich den Nachmittag mit relaxen und „ankommen“. Es ist sehr kalt, ca. 15 grad und gefühlt noch kälter. Das Camp ist mit einem Elektrozaun gesichert, damit Bären und Vielfrasse hier nicht eindringen. Ein grizzly soll auch in der Gegend sein, so das Vorsicht geboten ist. Jeder in der Familie hat die jagdberechtigung und weiß so Bescheid, was im Wald los ist.

Am Abend, nach einem sehr guten Essen, starten wir einen neuen Versuch auf dem See. Er hat sich etwas beruhigt. Innerhalb von 3 Stunden fange ich 6 Hechte und einen Lachs. Nicht schlecht, zumal Pul mit 2 Bissen nicht so erfolgreich ist. Von ferne beobachtet uns der Weisskopfadler. Am Nachmittag servierten wir ihm einen Hecht. Der Haken saß sehr tief im Maul und der Hecht hat stark gekämpft. Wahrscheinlich wird der das nicht überleben. Um 11 gehe ich zu Bett. Es ist saukalt in der Blockhütte. Die Sonne steht am Himmel und alles ist taghell erleuchtet. Es sind etwa 35-40 km Luftlinie quer durch den Wald zum Highway 1 und dabei muss ein größerer Fluss (white river) über eine Furt überquert werden

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16.6.2024

Die Sonne steht am Himmel und es ist bereits 6 Uhr. Wir verlassen gold Nugget City sehr frühlso machen wir Kilometer. Bis zur Hauptstadt sind es gut 5 Stunden Fahrt. 

Wir sehen unterwegs viele Schneehasen. Sie sehen aus wie unsere Hasen oder Kaninchen, haben aber an den Läufen viel mehr Haare und sinken nicht so tief in den Schnee ein. Nach dem Temperatursturz in der Nacht und dem Regen fressen sie das frische sprießende Gras. Es ist gut 15 grad kälter als gestern. Obwohl wir nur geringfügig höher als Edmonton (645m) sind (700 bis 900 m Höhe) ist die Natur völlig anders. Es ist ein „Weit Open Country“. Bis zum Horizont sehe ich nur Wald. Weit gezogene Kurven auf dieser gut ausgebauten Straße ermöglichen es uns, die Kurven mit 100 zu nehmen, ohne das im Auto etwas verrutscht. Der Highway gilt hier als gefährlich, dabei gleicht er unseren Landstraßen bezüglich der Qualität.  In einige Entfernung ist Gebirge mit Resten von Schnee zu sehen. Bezaubernde Seen sind seitwärts der Straße und Flüsse mit tiefen Tälern kreuzen die Straße. 

Frühstück in zwischen Rancheria (closed) under Swift River (closed). Es ist eine typische Station: Station(Tankstelle), Restaurant und ein Hotel (im Bau). Eine junge Frau bedient uns, die ihren Job im Ölfeld für ein paar Monate aufgegeben hat um hier mit ihrer Mutter die Station als contractor zu betreiben. Ein rustikales Frühstück in sehr rustikaler Umgebung erinnert mich sehr an russische Verhältnisse. Wir sind glücklich, denn bis zur nächsten Tankstelle in 120 km hätten wir es nicht mehr geschafft. Wir inspizieren noch das Gelände. Weil es hier keinen Strom gibt läuft der Generator im Sommer pausenlos. Die Abwärme wird genutzt, um das Gewächshaus zu erwärmen. 

Ein alter, ausgehungerter Bär am Straßenrand mit einer Wunde in 5 m Entfernung am macht unser Glück komplett. Er frisst Gras, wie viele der Schwarzbären, die es hier gibt. Die mannshohen Grizzlybären sind selten. 

Paul ist nicht das erste mal in der Hauptstadt des Yukon-terretorium. So sehe ich viele „Geheimtipps“. Die Loge befindet sich weit außerhalb am anderen Ende der Stadt. Wir besichtigen das Dampfschiff Klondike, einen Mississippi-Dampfer, der in Einzelteilen hierher gebracht wurde. Ich bin erstaunt, wie groß er ist. Er wurde eingesetzt, um die tausenden Goldsucher  von hier nach Dawson Citiy zu befördern. Sogar eine „ Strassenbahn“ hat man gebaut um die enge Stelle des Klondike River hier zu überwinden. Denn hier zwängt sich der Fluss durch eine felsspalte und macht ihn so schwierig passierbar für die leichten Kanus. Wir checken in einem der besten Hotels am Platze ein, was daran erkennbar ist dass keine Motorradfahrer hier übernachten. Nach einem kurzen sightseeing und dem obligatorischen Museumsbesuch landen wir beim Italiener. Donnerwetter, sogar Tischdecken und eine außerordentlich netteBedienung! Dann besuchen wir noch eine typisch englisch/amerikanisch/ australisch/kanadische Bar. Aber die „indianische Bar“ war die beste. Die Musik im Hintergrund hatte einen eigenartigen, stampfenden Rhythmus, den ich im Tempo so noch nicht gehört habe. Hochinteressant! Aber das Bett ruft, denn morgen müssenn wir früher aufstehen.

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Ich fotografiere sehr viel, natürlich nicht mit dem Handy. Mein alter Fotoapparat ist immer noch besser. Das bedeutet, dass ich keine Bilder sofort in Facebook oder auf der Webseite einstellen kann. Wie üblich auf Reisen brauche ich zirka eine Stunde für diese Berichte und eine weitere um aus den Bildern einige auszuwählen, die man zeigen kann. Dazu bin ich dann zu müde, so wie auch heute.

Wir sind die ersten Besucher im Museum fort Nelson. Eigentlich ist es ein besserer Schrottplatz für alles aus den letzten 100 Jahren. Für jemanden der sich ein wenig für Technik interessiert ist es eine Fundgrube. Die meisten Exponate stammen aus der Zeit, als der Alaska Highway gebaut wurde. Von der Planierraupe bis zum abgestürzten Flugzeug ist alles da. Schautafeln, welche die Exponate erklären, sucht man vergebens. Sogar alte Nachrichtentechnik ist vorhanden. 

So wie beschrieben fängt hier die menschenleere Wildnis an. Die Siedlungen, teilweise bis zu 70 km auseinander bestehen aus 3-4 Häusern und einer servicestation. Oft ist nichteinmal eine Tankstelle vorhanden. Weite Waldstücke sind durch Waldbrände gekennzeichnet. Nur langsam erholt sich der Wald. Mehr und mehr Birken und andere kleinere Bäume mischen sich unter die Tannen.

In einer Raststation treffen wir auf 19 Motorradfahrer auf 12 Motorrädern. Sie sind auf dem Weg Von Mexiko nach Alaska. Derartige Leute in kleineren Gruppen oder alleine bevölkerten den Highway ebenso zahlreich wie die anderen amerikanischen Urlauber. Die großen Wohnmobile sind seltener geworden, als wenn sie diese kurvenreiche strecken meiden würden. Alles erinnert sehr an Schweden oder Norwegen. Unvermittelt stoßen wir auf einen, später einen weiteren jungen Bären am Straßenrand.  Gemsen bzw. gebirgsschafe laufen entlang der Straße. 

Bei den heißen Quellen am liard Plateau machen wir Rast um uns ein wenig zu erholen. Das Wasser hat 36 bis 38 grad. Allerdings fließen zahlreiche Quellen oberirdisch dazu, so das weiter unten 24-26 grad herrschen. Es macht Spaß darin zu baden, obwohl das Wasser nicht tief ist. Das Areal ist mit elektrozäunen umgeben, damit die Bisons nicht hereinkommen.

Am späten Nachmittag kaufen wir noch eine Cola und Paul fragt nach Bisons. Sie seien nicht zu verfehlen, lautet die Antwort. In der Ferne entdeckt Paul die Herde und wir steigen (verbotenerweise) aus. Lange beobachten wir eine Herde von 35 Bisons, die am anderen Flussufer lagern. Dann bemerken wir, dass eine Gruppe den 300 m breiten Fluss bei guter Strömung durchschwimmt. Es sind Muttertiere mit ihren Kälbern. Zufrieden begeben wir uns zum Auto um festzustellen dass sich eine Gruppe Büffel relativ nahe am Auto aufhält. Unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen erreichen wir das Auto. Einige Kilometer weiter steht ein prachtvoller Bulle regungslos am Straßenrand. Er ist deutlich weniger als 50 m entfernt und bietet uns das perfekte Fotomotiv. Er rührt sich auch nicht als wir anhalten. 

Bereits um 18 Uhr sind in unserem Tagesziel Whatson Lake alle Hotels komplett ausgebucht. Es sind wahrlich nicht wenige Hotels oder Motels im Ort vorhanden, aber keine Chance! Also fahren wir 30 km weiter und haben Glück. Ein uriges Hotel mit laden und allem was dazu gehört hat noch einen Raum mit zwei Betten und zwei Steckdosen. Kein Platz für einen Nachtschränkchen, nur einen Haken. Der Preis geht sicher in Ordnung. Der Besitzer ist ein pensionierter Soldat, der hier 5 Monate im Jahr lebt und das Camp betreibt. Über die Jahre ist alles weiterentwickelt worden und obwohl wir in einem wohncontainer (mit selbstgebautem Dach) untergebracht sind hat er auch einige Hütten zum vermieten. Es herrscht ein trockenes Klima und so rosten die Gegenstände, die draußen umherliegen, nicht. Im Laden selbst verkauft er sogar goldwaschpfannen an Touristen. Schließlich muss er seinem Namen Ehre machen: Gold Nugget City! Ich bezweifele, ob man hier an der Straße so viel Gold finden kann wie Parker Schnabel um von Volvo gesponsert zu werden. An der Wand hängt eine Liste mit etwa 20 Namen. Alles Radfahrer, die in diesem Jahr bereits bei ihm Station gemacht haben.