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Ich fotografiere sehr viel, natürlich nicht mit dem Handy. Mein alter Fotoapparat ist immer noch besser. Das bedeutet, dass ich keine Bilder sofort in Facebook oder auf der Webseite einstellen kann. Wie üblich auf Reisen brauche ich zirka eine Stunde für diese Berichte und eine weitere um aus den Bildern einige auszuwählen, die man zeigen kann. Dazu bin ich dann zu müde, so wie auch heute.
Wir sind die ersten Besucher im Museum fort Nelson. Eigentlich ist es ein besserer Schrottplatz für alles aus den letzten 100 Jahren. Für jemanden der sich ein wenig für Technik interessiert ist es eine Fundgrube. Die meisten Exponate stammen aus der Zeit, als der Alaska Highway gebaut wurde. Von der Planierraupe bis zum abgestürzten Flugzeug ist alles da. Schautafeln, welche die Exponate erklären, sucht man vergebens. Sogar alte Nachrichtentechnik ist vorhanden.
So wie beschrieben fängt hier die menschenleere Wildnis an. Die Siedlungen, teilweise bis zu 70 km auseinander bestehen aus 3-4 Häusern und einer servicestation. Oft ist nichteinmal eine Tankstelle vorhanden. Weite Waldstücke sind durch Waldbrände gekennzeichnet. Nur langsam erholt sich der Wald. Mehr und mehr Birken und andere kleinere Bäume mischen sich unter die Tannen.
In einer Raststation treffen wir auf 19 Motorradfahrer auf 12 Motorrädern. Sie sind auf dem Weg Von Mexiko nach Alaska. Derartige Leute in kleineren Gruppen oder alleine bevölkerten den Highway ebenso zahlreich wie die anderen amerikanischen Urlauber. Die großen Wohnmobile sind seltener geworden, als wenn sie diese kurvenreiche strecken meiden würden. Alles erinnert sehr an Schweden oder Norwegen. Unvermittelt stoßen wir auf einen, später einen weiteren jungen Bären am Straßenrand. Gemsen bzw. gebirgsschafe laufen entlang der Straße.
Bei den heißen Quellen am liard Plateau machen wir Rast um uns ein wenig zu erholen. Das Wasser hat 36 bis 38 grad. Allerdings fließen zahlreiche Quellen oberirdisch dazu, so das weiter unten 24-26 grad herrschen. Es macht Spaß darin zu baden, obwohl das Wasser nicht tief ist. Das Areal ist mit elektrozäunen umgeben, damit die Bisons nicht hereinkommen.
Am späten Nachmittag kaufen wir noch eine Cola und Paul fragt nach Bisons. Sie seien nicht zu verfehlen, lautet die Antwort. In der Ferne entdeckt Paul die Herde und wir steigen (verbotenerweise) aus. Lange beobachten wir eine Herde von 35 Bisons, die am anderen Flussufer lagern. Dann bemerken wir, dass eine Gruppe den 300 m breiten Fluss bei guter Strömung durchschwimmt. Es sind Muttertiere mit ihren Kälbern. Zufrieden begeben wir uns zum Auto um festzustellen dass sich eine Gruppe Büffel relativ nahe am Auto aufhält. Unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen erreichen wir das Auto. Einige Kilometer weiter steht ein prachtvoller Bulle regungslos am Straßenrand. Er ist deutlich weniger als 50 m entfernt und bietet uns das perfekte Fotomotiv. Er rührt sich auch nicht als wir anhalten.
Bereits um 18 Uhr sind in unserem Tagesziel Whatson Lake alle Hotels komplett ausgebucht. Es sind wahrlich nicht wenige Hotels oder Motels im Ort vorhanden, aber keine Chance! Also fahren wir 30 km weiter und haben Glück. Ein uriges Hotel mit laden und allem was dazu gehört hat noch einen Raum mit zwei Betten und zwei Steckdosen. Kein Platz für einen Nachtschränkchen, nur einen Haken. Der Preis geht sicher in Ordnung. Der Besitzer ist ein pensionierter Soldat, der hier 5 Monate im Jahr lebt und das Camp betreibt. Über die Jahre ist alles weiterentwickelt worden und obwohl wir in einem wohncontainer (mit selbstgebautem Dach) untergebracht sind hat er auch einige Hütten zum vermieten. Es herrscht ein trockenes Klima und so rosten die Gegenstände, die draußen umherliegen, nicht. Im Laden selbst verkauft er sogar goldwaschpfannen an Touristen. Schließlich muss er seinem Namen Ehre machen: Gold Nugget City! Ich bezweifele, ob man hier an der Straße so viel Gold finden kann wie Parker Schnabel um von Volvo gesponsert zu werden. An der Wand hängt eine Liste mit etwa 20 Namen. Alles Radfahrer, die in diesem Jahr bereits bei ihm Station gemacht haben.