30

5.6. Pfingstsonntag

Ich habe einfach „Dubrovnik“ eingegeben und „Autobahnen vermeiden“. Die Gemütlichkeit mit meinen Partnern, die diese 500 km an zwei Tagen zurücklegen wollen, hat mich angesteckt. Ja, manchmal ist es gut, Partner zum Austauschen zu haben. In einem Café bestelle ich mir ein Omlett zum Frühstück und bekomme ein sehr gutes Frühstück! Es ist Feiertag. 

Auf dem Balkan sind die Berge nicht allzu hoch, dafür sind die Täler tiefer! Es ist Motorrad-Gegend, die Straßen mittelmäßig bis gute Landstraßen, viel Wald und Kurven, Kurven, Kurven. Am Ende des Tages tut mir der rechte große Zeh vom vielen Schalten weh, ich bin eben ein Weichei! 

Mit Griechenland habe ich die EU und den Schengen-Raum verlassen. Also: grüne Karte und Pass für die Person und die Zulassung für das Motorrad! Sowohl in Nord-Mazedonien, Albanien und Montenegro! Heute fahre ich in Nord-Mazedonien ab, durch den Nord-Teil von Albanien, durch Montenegro um in Kroatien zu landen. 

Je höher die Minarette, desto schmutziger die Orte. Auch hie auf dem Balkan kann man das beobachten. Kurz vor der Grenze, beim Verlassen von Albanien, hat eine Kirchgemeinde deshalb ihren Kirchturm ausserordentlich schlank gebaut und oben mit dem Kreuz gekrönt. Mag jeder Leser denken, was er möchte. Zumal der Prophet gesagt hat, dass man sich 5 mal am Tag waschen soll, 5 mal am Tag beten soll (um nicht zu arbeiten) und Toilettenpapier ist unrein, die Frau ist unrein, das Schwein ist unrein usw. In keiner Sure wird erwähnt, das man um sein Zelt herum oder in seiner Gemeinschaft Ordnung schaffen soll oder für seine Nachkommen sorgen soll. Und was der Prohet gesagt hat, darf ja nicht interpretiert werden, sondern muss wortwörtlich in jeder Zeit seit dem Mittelalter befolgt werten. Leider finden sich für alle Anschauungen „Kinder und Toren“ (siehe Prometheus, Goethe), die so etwas glauben und als Gesetz für die Menschheit erheben. Toleranz bedeutet aber in meinen Augen nicht, dass ich das willenlos zu befolgen habe! Ich bin in meinem Leben nur zweimal von voll verschleierte Frauen angegriffen worden, das Foto zu löschen, auf dem sie drauf waren. DER Tonfall hatte mit Toleranz garnichts zu tun, auch wenn mein Englisch nur B2 nach EU entspricht.

Als ich mal auf der Fähre in Kotor (Katarro) gefragt wurde, was ich in Albanien am meisten vermisst habe, antwortete ich: Papierkörbe. Generell hat sich das Problem erledigt; da hat sich einiges geändert. Ich bemerke, dass in Nord-Albanien der Bildungsgrad und das Einkommen immer noch nicht gut sind. Kinder versuchen Motorradfahrer auf offener Straße zum Stehen zu bringe (aus welchen Gründen auch immer), Esel und Mulis sind Hauptarbeitsmittel, die Häuser sind zwar ordentlich, aber die Nebenstraßen immer noch stark verbesserungsbedürftig. Es gibt inzwischen Abenteuerrallyes, um die schlechten Straßen „kennenzulernen“. Shkoddar hat sein „freies Volk“ am Stadtrand in der ihrer Lebensweise entsprechenden Unterkünften und Hinterlassenschaften untergebracht. Also gehen sie im Stadtzentrum weiterhin ihren kulturell angestammten Beschäftigungen nach, die ich nicht zu kommentieren habe. 

Komische Begebenheit: Ich bitte in einem Restaurant (nicht schlecht!) um eine Cola. Antwort: Wir haben keine, nur Pepsi! Weil es über 30 Grad sind und ich 5 Stunden nicht getrunken habe, wird die Order nach einer zweiten 0,3 l Büchse „Pepsi“ wiederwillig, ja ungläubig aufgenommen. Beim Bezahlen wird meine Kreditkarte nicht akzeptiert, der Betrag sei zu gering. Ich muss mit Euro bezahlen und bekomme das Wechselgeld in (wertlos, weil vor der Grenze!) Albanische Lek. Vor dem Lokal stehen BMW 12 Zylinder V und Jeep und ein Hummer. Goldkettchen, wie die Luden, trägst keiner. Obwohl es Aschenbecher auf den Tischen gibt werden die Kippen auf den Fußboden geschmissen. 

Ich wähle aus nostalgischen Gründen den Übergang über Hani Hoti. Albanien hat diesen (Haupt-) Weg gut ausgebaut. Das Land der schwarzen Berge (Monte Negro) baut immer noch an seinen Straßen. Dafür ist die Natur schöner, die Berge welliger, auch wenn ich die jungen Eichenwälder vermisse.

Unvermittelt kommt in den Bergen wieder ein Grenzhübergang. Und danach wieder die EU-Aussengrenze. Laxe Kontrollen: an Hand der Stempel und hoffentlich der EDV weiss man Bescheid, genügen, um „zu Hause anzukommen“. Ab jetzt also kein Abenteuer mehr! Ich bin in der Vergangenheit 3 mal an Dubrovnik aus den Unterschiedlichsten Gründen vorbeigefahren, jetzt bin ich hier! Nur an die 13 Euro für 2 Bier muss ich mich noch gewöhnen. 

 

 

Author Image
Egon Milbrod